Vereinsgeschichte des Gehörlosenvereins Basel 1912
Wir wollen auf die Geschichte des Gehörlosen-Verein Basel zurückblicken.
Dabei war anfangs das Wort „taubstumm“ häufig zu lesen.
Seit dem UNO-Jahr der Behinderten 1981 wurde das Wort durch „gehörlos“ ersetzt.
Dies ist die geschichtliche Wiedergabe, wie es zur Gründung des Gehörlosenverein Basel gekommen ist.
Im Quellenbuch zur Geschichte des Schweiz. Taubstummenwesens von Eugen Sutermeister, Bern 1929, auf Seite 1132 ist folgendes zu lesen……
Der Taubstummenbund Basel 1912
Fritz Hintze, gehörloser Inhaber eines Desinfektionsgeschäftes und Walter Miescher, ebenfalls gehörloser Architekt, beide in Basel, suchen zum Zweck eines neuen Vereins ein Lokal ohne Konsumationszwang. Durch gütige Vermittlung von Professor Dr. Siebenmann, Basel, wird ihnen von der Kommission des Bläsistiftes in Kleinbasel ein freundliches Lokal überlassen. Nach Gewinnung einiger Freunde unseres Gedankens konnte am 14. Dezember 1912 in diesem Lokal die konstituierende Sitzung stattfinden. Der Verein nannte sich „Taubstummenbund Basel“, beriet und genehmigte die Statuten.
Unter dem Namen, „Taubstummenbund Basel“ bezweckt eine Gesellschaft von Taubstummen, Gehörlosen etc. gemütliche Vereinigung zu Spielen, Unterhaltungen, Diskussionen, Vorträgen, Spaziergängen etc.
Zum Eintritt in den Bund ist jeder Taubstumme und Gehörlose berechtigt, jedoch nicht unter 18 Jahren, der einen anständigen und unbescholtenen Lebenswandel führt. Beim Eintritt ist die Aufnahmegebühr von 50 Rp. sofort zu entrichten. In den Bund können auch vollsinnige Angehörige, Freunde und auch Damen eintreten. Sie werden alle zu Passivmitgliedern des Bundes ernannt.
Die Mitliederbeiträge beträgt 30 Rp. pro Monat.
In den Vorstand wurden gewählt:
Präsident: | Walter Miescher |
Vizepräsident: | Fritz Hintze |
Aktuar: | Wilhelm Schächtele-Gayer |
Kassier: | Jakob Amsler-Sturm |
Der Verein zählt 12 Mitglieder. Er steht von Anfang an unter der Protektion (Schutz) des „Basler Fürsorgevereins für Taubstumme“.
Das erste Treffen fand am 4. Januar 1913 statt. Inspektor Heusser, Lehrer an der Gehörlosenschule Riehen, gab einen Vortrag über den „Rückzug der grossen Armee aus Russland im Jahre 1812“.
Es werden weitere Fortbildungsvorträge von den Lehrkräften der Anstalten von Riehen und Bettingen durchgeführt.
8. Februar 1914: Der bisher selbstständig gewesene „Taubstummen-Reiseklub“ wandelt sich um in eine Sektion des Taubstummenbundes, daher erhält der letztere den Titel "Taubstummenbund und Reiseklub Basel" und neue Statuten folgen. Die neue Gesellschaft verfügt über ein Lokal, über Spielsachen und über eine Bibliothek, und unterhält eine Reisekasse.
Wer kann Aktivmitglied werden?
- Aktivmitglied kann jeder männliche Taubstumme, Gehörlose, sowie jeder hörende Taubstummenfreund werden.
- Junge Taubstumme und Gehörlose, die noch nichts verdienen, werden als Gäste behandelt.
- Wo bleiben die gehörlosen Frauen? Sie werden als Passivmitglied aufgenommen, falls Sie den Jahresbeitrag von Fr. 2.00 leisten können.
Jedes Passivmitglied hat freien Zutritt zu den Vorträgen, Ausflügen, Führungen und Familienabenden, sowie zur Generalversammlung. Jedoch werden zu den Spielabenden im Lokal nur die Männer zugelassen.
In den Vorstand sind gewählt:
Präsident: | Walter Miescher |
Vizepräsident: | J. Ammann |
Aktuar: | Otto Tröndlin |
Kassier: | Jakob Amsler-Sturm |
Reisechef: | August Schlecht |
Reisekassier: | Gottlieb Bechtel |
Beisitzer: | Wilhelm Schächtele |
"Taubstummenbund und Reiseklub Basel" 1918
Mitglieder Stand:
Jahr 1913: 12 Aktiv- und 28 Passivmitglieder
Jahr 1916: 24 Aktiv- und 16 Passivmitglieder; davon 24 Frauenbündlerinnen
Jahr 1922: Total 100 Mitglieder
Der Taubstummenbund Basel hat in seiner Vereinsgeschichte bis zur Fusion im Jahr 1998 sechs Präsidenten zu verzeichnen. Dies sind:
Präsidenten Taubstummenverband
1912-1932: | Walter Miescher | 20 Jahre |
1932-1959: | Karl Fricker | 27 Jahre |
1959-1971: | Hermann Schopp | 12 Jahre |
1971-1988: | Oskar Von Wyl | 17 Jahre |
1988-1993: | Walter Rey | 5 Jahre |
1993-1998: | Nicolas Mauli | bis zur Fusion von GBB und GCB |
1962 – Gründungsjahr des Gehörlosen-Club Basel
Wie kam es dazu?
Die Quelle stammt aus dem Clubspiegel, Erinnerungsausgabe 1962-1987 vom Gehörlosen-Club Basel auf Seite 13:
Am 17. Dezember 1961 hat der Taubstummenbund Basel – heute als Gehörlosenbund Basel bekannt- allen jungen Gehörlosen in Basel ein Rundschreiben verteilt. Der Taubstummenbund wollte eine Jugendgruppe bilden. Es haben sich jedoch nur 4 Interessenten angemeldet; denen wurde empfohlen, einer Jugendgruppe bei Hörenden beizutreten und sich erst später im Gehörlosenverein aktiv zu betätigen. Dieser Vorschlag gefiel uns nicht.
In der Folge trafen sich am 23. Februar 1962 acht Gehörlose bei Familie Dr. H. Schenkel in Münchenstein. Hier wurde der Gehörlosen-Club Basel gegründet und Hanspeter Waltz zum Obmann gewählt.
Vorstand bei der Gründung
Präsident: | Hanspeter Waltz |
Vizepräsident: | Walter Rey |
Sekretärin: | Ruth Kuhn |
Kassier: | Franz Neuhofer |
Beisitzerin: | Ursula Meyer |
Jeden Monat Zusammenkunft in verschiedenen Restaurants, die erste Wanderung führte auf den Blauen.
Jedes Mitglied bezahlte jeden Monat Fr. 1.- als Beitrag.
Der Gehörlosen-Club Basel hat in seiner Vereinsgeschichte bis zur Fusion im Jahr 1998 insgesamt fünf Präsident gehabt. Dies sind:
Präsidenten Gehörlosen-Club
1962-1973: | Hanspeter Waltz | 11 Jahre |
1973-1975: | René Schmid | 2 Jahre |
1975-1981: | Elisabeth Hänggi | 6 Jahre |
1981-1991: | Ernst Butz | 10 Jahre |
1991-1998: | Marlene Herrmann | bis zur Fusion von GBB und GCB |
Die Entstehung des Gehörlosen-Verein Basel
Am 10. Januar 1998 wurde der heutige Verein "Gehörlosen-Verein Basel 1912" gegründet. Er ist aus der Fusion zweier Vereine, dem Gehörlosenbund Basel 1912 und dem Gehörlosen-Club Basel 1962, hervorgegangen. Beide Vereine verfolgen das gleiche Ziel, Geselligkeit, Ausflüge, Besichtigungen und Vorträge. Die Altersstrukturen waren in beiden Vereinen ähnlich. Es gab keine klare Jugendgruppe mehr, wie einst der Gehörlosen-Club Basel war. Somit erübrigte sich, dass zwei Gehörlosenvereine in Basel das gleiche anbieten. Der Gehörlosen-Verein Basel 1912 ist somit reine Formsache.
Vorstand Gehörlosen-Verein:
Ehrenpräsident: | Oskar von Wyl |
Präsident: | Nicolas Mauli |
Vizepräsidentin: | Maria Gina Eisenring |
Kassier: | Marlene Hermann |
Aktuar: | Walter Rey |
Protokollführerin: | Ursula Lüber |
Beisitzer und Kegelobmann: | Hans Eisenring |
Beisitzer: | Rudolf Byland |
Marlene Hermann, Walter Rey, Ursula Lüber, Maria-Gina Eisenring, Nicolas Mauli, Hans Eisenring, Rudolf Byland, Oskar von Wyl
Längste Vorstandsdauer (ab 20 Jahren):
Abt. Louis-Karl | 45 Jahre | 1915-1919 / 1923-1964 |
Fricker Karl | 31 Jahre | 1922-1926 / 1932-1959 |
Waltz Hanspeter | 31 Jahre | 1962-1973* / 1977-1987* / zusätzlich 1983-1997 im Bund |
Bär Walter | 29 Jahre | 1929-1958 |
Eisenring Hans | 28 Jahre | 1977- 2005* / zusätzlich 1986-1991 im Bund |
Strub Karl | 27 Jahre | 1958-1985 |
Schopp Hermann | 25 Jahre | 1945-1958 / 1959-1971 |
Hermann Marlene | 24 Jahre | 1975-1983* / 1991-2007* |
Rey Walter | 22 Jahre | 1963-1965* / 1988-1993 / 1995-2010 |
Miescher Walter | 20 Jahre | 1912-1932 |
Schenkel Margrit | 20 Jahre | 1965-1985* |
Hänggi Elisabeth | 20 Jahre | 1967-1969* / 1973-1991* |
* im Gehörlosen-Club Basel
ab 1998 -> Gehörlosen-Verein Basel ( Fusion aus Bund und Club )
Statistik Gehörlosen-Verein Basel (Stand März 2011)